Druckausgleich beI Mehrscheiben-Isolierverglasung

Der große Wärmedämmungsvorteil von Isolierglas beruht auf dem Scheibenzwischenraum zwischen den Scheiben. Dieser kann jedoch bei Druck- und Temperaturänderungen zum Problem werden. Die Spannungen führen zu einer Verwölbung der Scheiben. Abhilfe schaffen Druckausgleichsverfahren.

Mehrscheiben-Isolierverglasungen sind für ihre hervorragenden Dämmwerte bekannt.
Bei der Herstellung von Isolierglaseinheiten werden zwei oder mehrere Glasscheiben über Abstandhalter hermetisch verschlossen. Der Luftdruck zwischen den Scheiben entspricht damit dem barometrischen Luftdruck zum Zeitpunkt des Verschließens.
Ändern sich die äußeren Rahmenbedingungen wie Temperatur oder Luftdruck beim Transport und am Bestimmungsort können dadurch zusätzliche Spannungen im Glas auftreten. 

Klimatische Schwankungen im Außenraum wie jahreszeitlich bedingte Veränderungen des Luftdrucks und der Temperaturen bedingen wechselnde Druckdifferenzen zwischen der Luft im Scheibenzwischenraum und der Atmosphäre. Das hat zur Folge, dass sich die Scheiben nach außen oder innen wölben. 
Zusammen mit den Spannungen aus der Windlast kann dies zum Bruch führen.

Das Ein- bzw. Ausbauchung der Isolierglasscheiben ist auch bekannt als Doppelscheibeneffekt oder Koppeleffekt. Er kann je nach Flexibilität der Scheiben unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Insbesondere bei kleinformatigen Scheiben mit geringer Nachgiebigkeit muss dieser Faktor bei der Bemessung einer Isolierglasscheibe beachtet werden.

Für die Bewältigung dieser Herausforderungen ist ein effektiver Druckausgleich essenziell. Er ermöglicht den Einsatz der Isolierglaseinheiten in verschiedenen Höhenlagen, ohne die Lebensdauer oder Funktionalität des Glases zu beeinträchtigen. Hierzu stehen drei Möglichkeiten zur Verfügung:

Druckausgleich mittels Kapillarrohr

Diese Variante ist nur für metallische Abstandhaltersysteme geeignet.
Durch einen permanenten zeitverzögerten Ausgleich wird der Luftdruck im Isolierglas über das Kapillarrohr dem atmosphärischen Druck am Einbauort angepasst.
Ist der Druckausgleich erfolgt, muss das Kapillarrohr verschlossen werden.

Druckausgleich mittels Druckausgleichsventil/Schraube

Diese Variante ist ebenfalls nur für metallische Abstandhaltersysteme geeignet.
Nach der Fertigung des Isolierglases wird eine kleine, runde Öffnung im oberen Eck am Randverbund bis zur äußeren Wand des metallischen Abstandhalters freigelegt. Hier wird eine kleine Schraube in den Abstandstandhalter gedreht. Diese wird vor dem Transport zum Einbauort und der Montage geöffnet. Dadurch passen sich die Druckverhältnisse im Isolierglas an den atmosphärischen Druck am Einbauort an. Abschließend wird die Schraube mit Dichtstoff dauerhaft verschlossen und das Glas kann in die Rahmenkonstruktion eingesetzt werden.

Druckausgleich bei Isolierglaseinheiten (2)

Druckausgleich mittels ISO-Altimeter Professional

Diese Variante eignet sich sowohl für das Abstandhaltersystem Superspacer, als auch metallische Abstandhaltersysteme.
Bei dieser Form des Druckausgleichs wird nach Abschluss der Isolierglasfertigung eine Nadel in den Isolierglaszwischenraum eingebracht. Je nach Anforderung wird Gasvolumen entzogen oder nachgefüllt. Das Gerät berechnet das Differenzvolumen auf Basis der Jahresmittelwerte von Temperatur und Luftdruck am Einbauort. Da bei dieser Methode der Transportweg (Tal-Berg) eine sehr große Rolle spielt muss dies im Auftragsfall unbedingt geklärt werden.

Druckausgleich bei Isolierglaseinheiten (3)